Venedig III 1974 |
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26.
- 30. Juli 1974
(490 km) |
Freitag 26.7.74 (sonnig, heiß)
Unsere Ziele: An einem Tag von München bis zum Brenner radeln und in drei Tagen bis Venedig.
Aus diesem Grund starten wir kurz nach Mitternacht gut abgefüllt aus einem Schwabinger Wirtshaus. Um 5:00 Uhr erreichen wir Bad Tölz. Wir müssen Kurts verbogene Hinterfelge zurechtbiegen, weil diese den Mantel schon bis auf die Leinwand abgewetzt hat. 6:40 Uhr Frühstück in der Jachenau hinter Lenggries. Neuer Hinterreifen für Kurt. Neuer Schlauch für Gerhard (das Loch direkt neben dem Ventil ist nicht zu flicken). Die Strecke Isar flussaufwärts und durch die Jachenau verläuft flacher und somit viel angenehmer als über den Kesselberg. Die Uferstraße am Walchensee bietet wunderschöne Ausblicke auf das türkisfarbene Wasser und Jochberg, Herzogstand und Heimgarten. Nach dem Wallgauer Sattel Abfahrt wieder ins Isartal. Um 12:00 Uhr Mittagessen im Wienerwald in Mittenwald und verdiente einstündige Siesta. Vor der Abfahrt vom Zirler Berg ins Inntal montieren wir sicherheitshalber neue Bremsklötze. Um 16:30 Uhr erreichen wir Innsbruck. Ab der Pfarrkirche Mariae Empfängnis beginnt die erste Steigung zum Sonnenburgerhof. Die 43 km lange Strecke hinauf zum Brenner radeln wir zu zwei Dritteln und schieben den Rest. Das letzte Stück lassen wir uns von einem LKW ziehen. Um 22:00 Uhr erreichen wir die italienische Grenze am Brennerpass (1.374 m). Dort werden unsere bescheidenen deutschen, österreichischen und italienischen Geldbestände kontrolliert. Direkt danach übernachten wir wegen des trockenen Bodens auf einer kleinen Bachbrücke. Brenner (190 km).
Drei Tourhelden
Che Volker
Schlauchwechsel
Nachtlager
Samstag 27.7.74 (sonnig, heiß)
Rasante Abfahrt vom Brenner hinab nach Sterzing. Den Eisack flussabwärts nach Franzensfeste und Brixen. Es wird knallheiß, umso bewunderswerter ist die Tagesleistung! Gegen den Hungerast vor Bozen Knödelsuppe und drei Radler und um 15:00 Uhr in Salurn Spaghetti. Kurts Gangschaltungsseil reißt. Wir lassen uns hinter Trient von einem LKW hinauf nach Pergine ziehen. Dort im "Al Ponte" Strangolapreti (Spinatnockerln mit Buttersoße). Am Lago di Caldonazzo entlang bis zum Seeauslauf. Der Brenta folgend nach Borgo Valsugana (170 km).
Sonntag 28.7.74 (sonnig, heiß)
Romantisches Frühstück im Freien. Im engen Tal der Brenta und dank vieler Bäume ist es hier angenehm schattig und kühl. In Martincelli enden Valsugana und Trentino. In Primolano erreichen wir Valbrenta und Venetien. Die Brenta verläuft nach Süden und erreicht am Fuß der Alpen Bassano del Grappa. Ab jetzt wird es in der Venetischen Ebene flach und heiß. Gelegentlich spenden Alleebäume Schatten. Zum Mittagessen hinter Castelfranco genießen wir Schnitzel. In der Nachmittagshitze legen wir immer wieder kurze Pausen ein. Es geht durch Resana, Trebaseleghe, Scorzè, Martellago nach Mestre. Dort viel Verkehr, wir müssen über die Gleise oder am Bahnhof unten durch. Beglückt und stolz radeln wir die 4 km lange Brücke Ponte della Libertà nach Venedig (130 km, gesamt 490 km).
15:30 Uhr stolzer Jubel am Ortsschild. Vom Piazzale Roma ist es nur ein Katzensprung zum Canal Grande. Dieser 4 km lange Hauptkanal durch Venedig hindurch ist übrigens ein Ausläufer der Brenta, weshalb er im Gegensatz zu den sonstigen Kanälen stets im Fluss ist. Da die Brenta viel Schwemmmaterial in die Lagune verfrachtete, wurde für sie schon im 16. Jh. ein neues Flussbett gegraben und der neue Mündungsarm südlich Chioggia verlegt. Das alte Flussbett blieb als Binnenwasserweg (Brenta-Kanal) mit Schleusen erhalten. Dieser nördliche Mündungsarm fließt durch die Lagune und verursacht die Strömung im Canal Grande. Brentawasser in Fässern abgefüllt und mit Booten in die Stadt gebracht, trug übrigens zur Trinkwasserversorgung von Venedig bei. Das Hauptstandbein waren die Regenwasserzisternen unter den großen Plätzen, wo deshalb peinliche Sauberkeit vorgeschrieben war.
Wir begeben uns über die Brücke Ponte degli Scalzi zum Bahnhof (Stazione Santa Lucia, Ferrovia). Ausgerechnet dort dank eines Reißnagels der letzte Platten. Für die Tickets (Zug 10.200 Lire bzw. 40,- DM, Radl 3.300 Lire bzw. 13,- DM) müssen wir eine Stunde lang anstehen. Die Fahrräder lassen wir am Bahnhof. Mit dem Boot geht es den Canal Grande entlang und unter der Rialtobrücke hindurch bis zum Markusplatz. Piazza San Marco mit Campanile di San Marco (Markusturm), Torre dell'Orologio (Uhrturm), Basilica di San Marco (Markusdom) und Palazzo Ducale (Dogenpalast). Über die Ponte dell'Accademia zum Bootsanleger Zattere gegenüber der Insel Giudecca mit der JH. Endlich genießen wir unsere verdiente Pizza. Da die Jugendherberge schon voll ist, beschließen wir, am Strand von Lido di Venezia zu übernachten. So schlendern wir vom dortigen Bootsanleger die Granviale Santa Maria Elisabetta entlang zum Strand. Die Nacht verläuft wegen des vielen Lärms, vor allem durch Autos, eher unruhig.
Frühstück
Wasserfassen
Venedig
Bahnhofsbrücke
Rialtobrücke
Montag 29.7.74
Strandleben mit Baden im Meer, Sonnenbad, Pizzaessen und Weintrinken. Abends mit dem Boot vom Lido zum Bahnhof. Um 21:04 Uhr Zugabfahrt nach Verona. Dort längerer Aufenthalt von 22:45 bis 0:40 Uhr, den wir für noch mehr Pizza und noch mehr Rotwein nutzen. Ankunft in München um 7:00 Uhr.
Adria
Strandleben
Rank und schlank